Acht­sam­keit kannst du schulen

Acht­sam­keit kannst du schulen

Im Zustand der Unacht­sam­keit sind wir den größ­ten Teil des Tags über unter­wegs. Wir werden gesteu­ert von einem Anteil in uns, der wie ein Auto­pi­lot auf Basis von Program­men und Mustern in unse­rem Verstand funk­tio­niert und die Dinge wie von selbst für uns erle­digt. Doch aus der Unacht­sam­keit heraus handeln wir oftmals der Situa­tion nicht ange­mes­sen oder auch gegen unsere eigene Natur. Woran wir das erkennen?

An jedem einzel­nen Wider­stand oder nega­ti­ven Emotio­nen in uns! Das sind eindeu­tige Zeichen, den Auto­pi­lo­ten auszu­schal­ten und aus dem Geis­tes­zu­stand der Acht­sam­keit oder auch Bewusst­heit heraus zu handeln. Das geht ganz einfach.

Wann sind wir bewusst?

Acht­sam­keit heißt auch “uns selbst bewusst zu sein” und beginnt in dem Moment, in dem wir als Beob­ach­ter unse­rer Welt agie­ren, d.h. unse­rem Inne­rem, unse­rer Gedan­ken und Emotio­nen, oder auch dem Äuße­ren um uns herum einfach nur gewahr sind. 

Dabei sind wir in einem Geis­tes­zu­stand, in dem wir uns des jetzi­gen Augen­blicks voll­kom­men gewahr sein können. Wir nehmen den Augen­blick mit unse­ren Sinnen ledig­lich war, beur­tei­len die Situa­tion nicht, sondern akzep­tie­ren das Jetzt als das einzige, was in dem Moment wirk­lich ist.

Wir fokus­sie­ren uns auf den gegen­wär­ti­gen Moment. Es gibt keine Gedan­ken an Vergan­ge­nes und Zukünf­ti­ges und wir iden­ti­fi­zie­ren uns auch nicht mit irgend­et­was daraus. Wir nehmen eine neutrale Posi­tion ein, schlüp­fen in die Rolle als Mensch, der die Welt in seinem Inne­ren und im Außen nur beob­ach­tet und nehmen das Leben so an, wie es gerade ist. Ein „einfach nur“ mit der Situa­tion sein.

Dies bezeich­nen wir als Acht­sam­keit bzw. voll­kom­mene Bewusst­heit oder sich selbst voll­kom­men bewusst zu sein und sind mit dem Anteil in uns verbun­den, der durch Bewer­tun­gen oder Beur­tei­lun­gen keiner verzerr­ten Wahr­neh­mung unterliegt.

Unacht­sam­keit ist der antrai­nierte Zustand unse­rer Wahrnehmung!

Dass wir im Zustand der Bewusst­heit sind, ist für uns nicht die Regel. In der Regel – und dies kann bis zu 90% unse­res Tages ausma­chen – ist unser Geist mit Erfah­run­gen und Erleb­nis­sen aus der Vergan­gen­heit beschäf­tigt oder wir denken über Zukünf­ti­ges nach. Wir denken an das, was wir meinen erle­di­gen zu müssen oder noch errei­chen wollen. Oftmals sorgen wir uns auch um unsere Zukunft oder die unse­rer Lieben. Meist krei­sen unsere Gedan­ken darum, was geschieht, wenn wir das eine nicht hinbe­kom­men oder etwas eintritt, was uns scha­den könnte.

In dieser Unbe­wusst­heit sind wir unent­wegt in der Bewer­tung von allem, was uns gerade begeg­net. Und für das Bewer­ten in uns ist allein unser Verstand verant­wort­lich. Er ist in diesem Fall nicht mehr “rein“, weil er einge­färbt ist von bishe­ri­gen Erfah­run­gen oder gewohn­ten Gedan­ken- und Verhal­tens­mus­tern, die ihn beeinflussen.

Die Lieb­lings­auf­gabe unse­res Verstan­des ist es, in der Zeit zu reisen und sich aus der Vergan­gen­heit oder der Zukunft alles in die aktu­elle Situa­tion zu rufen, was er meint zu wissen oder zu brau­chen. Wir denken dann fast unent­wegt an Vergan­ge­nes, was uns im Guten oder Schlech­ten wider­fah­ren ist, was wir erreicht haben oder uns miss­lun­gen ist.  Wir sind in stän­di­ger Konkur­renz, proji­zie­ren die jetzige Situa­tion in die Zukunft und haben Angst, den Vergleich zu verlie­ren. Und damit verbun­den sind meis­tens nega­tive Emotio­nen, entstan­den aus Vorwür­fen oder Urtei­len ande­rer oder uns selbst gegen­über. Ja, so gnaden­los funk­tio­niert unser Verstand.

Warum ist das so?

Wir werden so erzo­gen! Unser Verstand ist darauf ausge­rich­tet alles was wir im Laufe unse­res Lebens durch Erleb­nisse und Erfah­run­gen, durch Erlern­tes, durch Normen, Werte und Regeln unse­res Umfel­des (Eltern, Lehrer, Part­ner, Freunde, usw.), aus Gesell­schaft, Poli­tik oder Reli­gion gelernt oder entwi­ckelt haben, zu spei­chern und dann immer wieder abzu­ru­fen und in den Ring zu werfen, zu bewer­ten und zu verglei­chen. Solange wir uns dieses Spiels unse­res Verstan­des nicht bewusst­wer­den, sind wir gefan­gen in Ängs­ten, Belas­tun­gen, Anhaf­tun­gen, Druck, und vieles mehr.

Alte immer noch aktive Gedan­ken- und Verhal­tens­mus­ter mit den vergan­ge­nen Emotio­nen oder Gefüh­len sind in uns abge­spei­chert und leider holt unser Verstand das ”alte Zeug” immer wieder in unser tägli­ches Leben zurück, wenn wir uns durch äußere Reize an das Alte erin­nern und nicht in der Lage sind, aus der Unbe­wusst­heit in die Bewusst­heit zu wech­seln. Dann bedrü­cken und belas­ten uns die alten Gedan­ken und Emotio­nen fortlaufend. 

Solange wir mit dem Verstand in den Zeiten unter­wegs sind und die gewohn­ten Gedan­ken- und Verhal­tens­mus­ter uns steu­ern, läuft alles wie vom Auto­pi­lo­ten gesteu­ert auto­ma­tisch in uns ab. Wie von selbst entste­hen Gedan­ken und Emotio­nen als Reak­tion auf äußere Reize, die wir im unbe­wuss­ten Zustand nicht kontrol­lie­ren können. Dies kann uns ganz schön belas­ten und sogar lähmen.

Wieso fällt es dir so leicht, von jetzt an acht­sam und bewusst zu sein?

Bestimmt bist du dir jetzt schon darüber bewusst, dass sowohl die Vergan­gen­heit, über die du dich ärgerst, als auch die Zukunft, über die du dir Sorgen machst oder vor der du Angst hast, nur noch in deinen Gedan­ken exis­tie­ren. Beides sind nur deine Gedan­ken­kon­strukte in deinem Verstand. Und durch die Emotio­nen, die deine Gedan­ken in dir auslö­sen, hältst du das alles für sehr real!

Willst du dich von deinen nega­ti­ven Gedan­ken und Emotio­nen befreien, dann geht das ganz einfach. Hole dir dein Bewusst­sein in die Gegen­wart und zieh dein Denken von den Zeiten ab.

Genau da beginnt deine Acht­sam­keit oder dein bewuss­tes Sein! Und wie geht das am schnells­ten und kraft­volls­ten? Indem du deine Aufmerk­sam­keit auf deinen Atem rich­test. Atme ein und aus und nimm den Luft­strom wahr, wie er in deine Nase eintritt und wieder austritt. Bleibe mit deiner Aufmerk­sam­keit bei dem Luft­strom deiner Atmung und du bist sofort im jetzi­gen Augen­blick. Probiere es gerne kurz aus: bewusst ein- und bewusst ausatmen.

Blitz­schnell mit weni­gen bewuss­ten Atem­zü­gen gelangst du in die Gegen­wart. Es gibt in dem Moment nichts in dir, der dich oder andere bewer­tet und die Dinge wieder schlecht redet. Die Muster in dir werden allein durch dein bewuss­tes Atmen been­det. Der Teil deines Geis­tes, der ohne Bewer­tung ist, weil er Vergan­gen­heit und Zukunft nicht kennt, wird zum Beob­ach­ter des Lebens. Er beob­ach­tet nur was gerade ist. Dieser Anteil in dir nimmt die Situa­tion einfach nur wahr, ohne zu prüfen, zu bewer­ten, ganz vorur­teils­frei. Du hast dich augen­blick­lich von den belas­ten­den Gedan­ken und Emotio­nen befreit.

Und die Acht­sam­keit bietet noch mehr!

Je länger es dir möglich ist, im Zustand der Acht­sam­keit zu verwei­len – beispiels­weise durch eine Medi­ta­tion auf deinen Atem, umso mehr kreierst du einen Raum, in dem sich deine Poten­tiale wieder akti­vie­ren. Ohne zu bewer­ten oder zu urtei­len, ohne Angst oder Sorge, ohne Schuld, Ärger oder Konflikte, findest du zurück zu deinen ursprüng­li­chen Poten­tia­len, die nicht länger von denen nega­ti­ven Gedan­ken und Emotio­nen blockiert werden.

Gelas­sen­heit, Freude und Frie­den können in dir entste­hen. Du findest auch zurück zu mehr Selbst­liebe und Selbst­wert, denn du hast den größ­ten Kriti­ke­rIn, deinen eige­nen Verstand, mit der Bewusst­heit, ausge­schal­tet. Du holst dir deine Frei­heit zurück, denn die belas­ten­den Anhaf­tun­gen an Vergan­gen­heit und Zukunft hören auf, dich einzuschränken.

UND in diesem Zustand erhältst du die Antwor­ten auf die aktu­elle Situa­tion oder deine Fragen.

Denke bitte daran, die zwei Geis­tes­zu­stände – der wertende Verstand oder deine reine Bewusst­heit – können nicht neben­ein­an­der exis­tie­ren. Und du hast jeder­zeit die Wahl, dich zu entschei­den, wem du folgen möchtest.

Alles beginnt mit der acht­sa­men Schau nach innen. Look!nside